Angewandtes Neuroplastizitätstraining
Wenn das Gehirn eine Stadt ist, dann sind Neuroplastizitätsprozesse die unermüdlichen Baumeister, die tagtäglich neue Straßen, Brücken und Plätze errichten, selbst wenn der Staub der alten Gewohnheiten noch in der Luft liegt. Das Geheimnis dieses Bauprojekts besteht darin, dass unser Nervensystem erstaunlich flexibel ist, wie ein Künstlerschleifer, der das Edelmetall in stetigem Reiben neu formt. Beim angewandten Neuroplastizitätstraining entführt man diese metaphorische Stadt auf eine Reise: vom starren Mauerwerk alter Denkmuster hin zu einer lebendigen, sich ständig verändernden Metropole, die auf neue Herausforderungen reagiert wie ein echtes Stadtviertel auf den schnellen Wandel der Skyline.
Man sollte sich vorstellen, dass die Synapsen im Gehirn wie schuppige Fische in einem Ozean der Möglichkeiten gleiten. Jede Synapse ist eine Angel, die nach neuen Knotenpunkten sucht, um Netzwerke zu knüpfen. Durch gezieltes Training wird diese Angelart modifiziert, so dass sie weniger Zickzack-Pfade zieht und mehr glatte, gerade Linien zeichnet – eine Synaptik-Expressbahn, die Informationen mit kaum messbarer Verzögerung weitergibt. Ein Beispiel: Wer eine motorische Fertigkeit erlernt, aktiviert und verstärkt Pathways, die zuvor kaum befahren wurden. Das ist vergleichbar mit einem verwilderten Wald, in dem plötzlich eine Schneise geschlagen wird, um den Durchgang zu erleichtern – auf lange Sicht wird der Weg breiter, leichter begehbar, und das Gehirn läuft flüssiger, wie eine gut geölte Maschine, die gerade erst wieder richtig in Schwung gekommen ist.
Im angewandten Neuroplastizitätstraining nutzen kluge Köpfe erstaunliche Techniken, die an die Strategien eines Schlangenhirns erinnern, das sich in verwinkelten Höhlen den Weg sucht. Eine Methode ist das bewusste, multisensorische Lernen, bei dem visuelle, auditive und kinästhetische Reize wie ein Orchester zusammenspielen, um die Aufmerksamkeit in den verschiedensten Kanälen zu koordinieren. Besonders wirkungsvoll ist das Retraining bei neurodevelopmentalen Störungen oder nach Schädel-Hirn-Traumata: Hier wird aus einem zerbrochenen Spiegel Stück für Stück ein neues Ganzes zusammengesetzt. Durch gezielte Übungen, die sogenannten Hebel für die Neuroplastizität, lassen sich gebrochene Verbindungen reparieren und neue, resilientere Netzwerke aufbauen. Die Herausforderung ist dabei, nicht nur das bekannte Schloss zu öffnen, sondern die Tür in eine unbekannte, spannende Welt des Denkens und Handelns aufzustoßen.
Ein faszinierendes Anwendungsfeld liegt in der Verbesserung der Gedächtnisfähigkeit, vergleichbar mit einem Handwerker, der seine Werkstatt immer wieder aufräumt und neu sortiert. Hier kommen Techniken wie gezielte Erinnerungstrainings, sogenannte Mnemonik-Methoden, zum Einsatz – in denen Informationen wie fragile Perlen auf einer Schnur aufgefädelt werden. Wer einmal das Riechtraining nach dem Prinzip der Neuroplastizität ausprobiert, erkennt: Das Gehirn lernt, Düfte viel differenzierter zu unterscheiden, als es eine einfache Nase vermuten lässt. Das ist, als würde man eine alte, staubige Bibliothek entrümpeln und in den Regalen neue, leuchtende Bücher einsortieren. Je mehr man die Verbindung zwischen Geruch, Erinnerungen und Emotionen stärkt, desto tiefer wird das Netz der Assoziationen, das das Gehirn wie einen smarten Patchwork-Teppich webt.
In der Anwendung bei Pferde- oder Tiergestützten Therapien wird das neuroplastische Training zu einer tänzelnden Symphonie: Tiere als neurobiologische Co-Coachs, die den Menschen helfen, durch nonverbale Interaktionen neue neuronale Bahnen zu erkunden. Hier sind die Coaching-Sessions mit den Tieren wie eine improvisierte Jazz-Session, bei der jeder Ton, jede Bewegung das Nervensystem neu zum Singen bringt. Die körpereigenen Spiegelneurone werden aktiviert – jene erstaunlichen Zellen, die Empathie und Lernen durch Beobachten fördern. Das Verfahren bringt das Gehirn dazu, alte Schutzmauern abzubauen und offene, kreative Wege zu entdecken – wie eine Stadt, die nie stillsteht, immer im Wandel ist.
Ob bei der Rehabilitation nach einem Schlaganfall, der Verbesserung der kognitiven Flexibilität oder der Steigerung der Kreativität: das angewandte Neuroplastizitätstraining ist kein Zauber, sondern eine geschickte Mischung aus Wissenschaft, Intuition und künstlerischem Gespür. Es erinnert an einen Gärtner, der nicht nur Unkraut jätet, sondern kontinuierlich neue Blüten und Früchte pflanzt, mit der Überzeugung, dass das Gehirn wie ein unendlicher Garten ist – offen, lebendig und voller Überraschungen. Dabei gilt: Je schriller der Samen, desto vielfältiger die Blüten, die daraus sprießen können.